Die Ausstellung

Willkommen im Raumschiff Wohnzimmer

Ausstellung im Museum für Kommunikation Nürnberg vom 25. April bis 22. September 2019 und im Museum für Kommunikation Frankfurt vom 26. Juni bis 10. Januar 2021

In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1969 wurde ein Menschheitstraum Wirklichkeit: Zum ersten Mal setzte ein Mensch einen Fuß auf den Mond. Bis zu 600 Millionen Menschen auf der Erde sahen dem amerikanischen Astronauten Neil Armstrong live im Fernsehen dabei zu, weitere hunderte Millionen verfolgten die Mission von Apollo 11 im Radio. Damit ist die erste bemannte Mondlandung bis heute eines der größten Medienereignisse der Geschichte.

Ein ganz besonderes dazu: Wie bei keinem anderen Medienereignis greifen hier Kommunikationstechnologie und kommunizierter Gegenstand ineinander. „Raumschiff Wohnzimmer“ spürt der Faszination für die Mondlandung in Ost und West nach und geht den Wechselwirkungen zwischen Raumfahrt, Fernsehen und globaler kommunikativer Vernetzung auf den Grund.

Fragen an das Expertenteam der Ausstellung

Herr Bobon, welche Stationen legen die Mondreisenden in der Ausstellung zurück?

Frau Isensee, wie haben Sie das „Raumschiff Wohnzimmer“ in Szene gesetzt?

Welche Art des Fernsehens trifft am ehesten auf Dich zu?

Wenn ich fernsehe ...
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Welche Live-Übertragungen siehst Du Dir an?

Am liebsten sehe ich ...
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Die Mondlandung

Ein großer Schritt für die Menschheit – die erste Mondlandung

Der Mond weckt als geheimnisvoller Himmelskörper mit seinen unzähligen Kratern, Gebirgsketten, Gräben und Rillen seit Jahrtausenden die Neugier der Menschen. Viele der Oberflächenmerkmale sind von der Erde aus mit bloßem Auge zu erkennen.

Es war ein Paukenschlag in der Geschichte der Menschheit, als am 21. Juli 1969 morgens um 3:56 Uhr mitteleuropäischer Zeit erstmals ein Mensch den Mond betrat. Hunderte Millionen Menschen verfolgten weltweit im Fernsehen und am Radio, wie NASA-Astronaut Neil Armstrong aus der Landefähre „Eagle“ ausstieg und seinen Fuß auf den Mond setzte.

Was die Raumfahrttechnik vor 50 Jahren leisten konnte, erscheint erstaunlich. Das Apollo-Projekt basierte auf einem gigantischen finanziellen und personellen Aufwand.

Zu Spitzenzeiten waren rund 400.000 Menschen in Laboren, Werkstätten, Fabriken, Büros und Versuchsanlagen in rund 20.000 Unternehmen mit dem Projekt beschäftigt. Das Resultat waren technische Meisterleistungen: Die unter der Leitung von Wernher von Braun entwickelte Mondrakete Saturn V ist bis heute in ihrer Leistung unerreicht. Auch die große Herausforderung, das Raumschiff und die Landefähre möglichst leicht und dennoch leistungsfähig und zuverlässig zu gestalten, glückte schließlich.

Fragen an das Expertenteam der Ausstellung

Was bedeutet der Begriff „Space Race“?

Eine geglückte literarische Mission!

Ulrich Woelk erzählt in seinem Buch “Der Sommer meiner Mutter“ spannend und atmosphärisch dicht vom Sommer 1969 und der ersten Mondlandung. Während auf den Straßen gegen den Vietnamkrieg protestiert wird, fiebert der elfjährige Tobias am Stadtrand von Köln der ersten Mondlandung entgegen.

Was ist ein Medienereignis?

Von Naturkatstrophen, royalen Hochzeiten und Megakonzerten

Wann wird ein Event zum Medienereignis?

Der Untergang der Titanic, die Terroranschläge am 11. September 2001, Fußballweltmeisterschaften, die Hochzeit von Harry und Meghan oder eben die erste bemannte Landung auf dem Mond 1969, all diese Ereignisse haben eines gemeinsam. Sie sind Beispiele für Medienereignisse. Die zeitgenössischen Medien, ob Tageszeitungen, Radio, Fernsehen oder heute das Internet berichten ausführlich über solche Geschehnisse. So kann eine große Zahl von Menschen in vielen Ländern, meist auch auf mehreren Kontinenten erreicht werden.

Andere Nachrichten oder Programmangebote werden dafür aus den Schlagzeilen verdrängt oder weiter nach hinten geschoben. Anstatt ihrem Alltag wie gewohnt nachzugehen, verfolgen große Teile der Bevölkerung die entsprechende Berichterstattung. Diese ist meistens auch mit einem hohen personellen und technischen Einsatz seitens der Medien verbunden. Möglich ist es auch, dass Medien selber Medienereignisse erzeugen. Ein Beispiel hierfür ist der „Eurovision Song Contest“.

Fragen an das Expertenteam der Ausstellung

Warum wird die erste Mondlandung 1969 bis heute als ein Medienereignis bezeichnet, meine Erstkommunion, die im gleichen Jahr stattfand aber nicht?

Welche technischen Voraussetzungen machten die TV Übertragung in viele Länder der Erde möglich?

Vergleich Einschaltquoten Weltweit

Queen Elizabeth 1953

20 Millionen Zuschauer

Eines der ersten großen Fernsehereignisse war die Krönung von Queen Elizabeth II. Die feierliche Krönung der damals erst 27-Jährigen Queen Elizabeth II. in der Westminster Abbey am 2. Juni 1953 verfolgten laut “Stern” etwa 20 Millionen Briten. Dies dürfte einer Quote von nahezu 100 Prozent entsprochen haben, da es damals noch recht wenige TV-Geräte in privaten Haushalten gab.

Mondlandung 1969

500 Millionen Zuschauer

Etwa 16 Jahre später lockte ein interstellares Ereignis vor allem die amerikanische Bevölkerung vor den Bildschirm. Die Mondlandung war ein kleiner Schritt für die Raumfahrt, aber ein großer Schritt für das Medium Fernsehen. Geschätzte 500 Millionen Fernsehzuschauer wurden Zeuge, wie Neil Armstrongs am 20. Juli 1969 als erster Mensch den Mond betrat. Das entsprach damals einer weltweiten Einschaltquote von etwa 50 Prozent.

Elvis Presley 1973

1 Millarde Zuschauer

Als Massenmedium nutzte “The King” Elvis Presley das Fernsehen als er am 14. Januar 1973 seine Show “Aloha From Hawaii” per Satellit übertragen ließ. Rund eine Milliarde Menschen wohnten dem Ereignis in allen Teilen der Welt bei . In den USA schalteten 51 Prozent der amerikanischen Haushalte ein, 40 Prozent in Japan und auf den Philippinen sollen es sogar mehr als 91 Prozent gewesen sein, so der “Stern”.

Live Aid 1985

1,5 Millarden Zuschauer

Dies wurde 12 Jahre später von Bob Geldof noch übertroffen. Sein “Live Aid“-Konzert ging nicht nur als größtes, länderübergreifendes Rockkonzert in die Geschichte ein. Weltweit folgten am 13. Juli 1985 der Satellitenübertragung fast 1,5 Milliarden Menschen. Das parallel in London und Philadelphia ausgetragene Benefiz-Konzert versammelte unter anderem Superstars wie Bob Dylan, Madonna, Queen, David Bowie, Elton John, Paul McCartney und U2.

Princess Diana 1997

1,5 Millarden Zuschauer

Das britische Königshaus sorgt nicht nur mit Krönungen und Hochzeiten für medialen Rummel. Die Trauerfeierlichkeiten zur Beerdigung der “Prinzessin der Herzen” am 6. September 1997 in der Westminster Abbey wurde in fast 200 Ländern übertragen. Insgesamt begleiteten rund 2,5 Milliarden Menschen Diana Spencer auf ihrem letzten Weg.

Papst Johannes Paul II 2005

Mehr als zwei Milliarden Zuschauer

Ungefähr genauso viele Trauergäste” hatte Papst Johannes Paul II. Am 8. April 2005 verfolgten wahrscheinlich alle Christen weltweit die Beisetzung des polnischen Papstes. Mehr als zwei Milliarden Menschen sahen die Zeremonie auf ihren Bildschirmen. 3,5 Millionen Gläubige waren zu diesem Ereignis nach Rom gepilgert.

Fußball-WM 2006

715,1 Millionen Zuschauer

Das britische Königshaus sorgt nicht nur mit Krönungen und Hochzeiten für medialen Rummel. Die Trauerfeierlichkeiten zur Beerdigung der “Prinzessin der Herzen” am 6. September 1997 in der Westminster Abbey wurde in fast 200 Ländern übertragen. Insgesamt begleiteten rund 2,5 Milliarden Menschen Diana Spencer auf ihrem letzten Weg.

Barack Obama 2009

74 Millionen Zuschauer in den USA

Mit der Weiterentwicklung des Internets und der zunehmenden Fragmentierung des TV-Angebots, wird es immer schwere, wahre TV-Ereignisse herauszufiltern. Doch eines dieser Events war die historische Amtseinführung von Barack Obama am 20. Januar 2009. In den USA verfolgten 74 Millionen Menschen insgesamt die Zeremonie. Davon verfolgten 38 Millionen Zuschauer die Amtseinführung des ersten afroamerikanischen Präsidenten der USA vor ihren Fernsehschirmen. Weitere 36 Millionen schauten sich das Ereignis live im Internet an – mit einem Schnitt von rund 7 Millionen Usern pro Minute.

Michael Jackson 2009

3,9 Millionen User per Livestream

Nicht zu Letzt scheint es, als würden die TV-Zuschauer vor allem bei Trauerfeiern Anteil nehmen. Die Trauerfeier von Michael Jackson begleiteten rund eine Milliarde Menschen weltweit. Die Show im Staples Center in Los Angeles, bei der Familienmitglieder und Stars des “King of Pop” gedachten, war zudem eine Sternstunde des Online-Fernsehens. Nach Auskunft der Technologiefirma Akamai waren rund 3,9 Millionen User per Livestream dabei.

Höchste Einschaltquoten Deutschland

Unter den Top Ten der höchsten Einschaltquoten der deutschen TV-Geschichte stehen nur Fußball-Spiele.

Tipp

Erleben Sie die Mondlandung hautnah!
Der Hessische Rundfunk hat anlässlich des Jubiläums der Apollo 11 ein Web-Special mit vielen eindrucksvollen Bildern und Originaltönen produziert.

Eine gemeinsame Aktion mit dem Hessischen Rundfunk.

Was macht eine Begebenheit zu einem Medienereignis?

Quantitativ: Eine Begebenheit wird durch ihre öffentliche Reichweite und kommunikative Verdichtung zum Medienereignis. Derartige Vorgänge erreichen in kürzester Zeit weite Teile der Menschheit.

Qualitativ: zum Medienereignis werden vor allem Begebenheitem mit einem besonderen Charakter, da sie eine spezifische “Aura” ausbilden, die mit einer emotionalen Ergriffenheit weiter Bevölkerungsteile einher gehen.

Begebenheiten entwickeln sich erst zu Medienereignissen, indem sie narrativiert werden, also eine Erzählung bekommen. Die spezifische Einbettung eines Unglücks oder einer Errungenschaft in eine Geschichte verleiht dem Ereignis seinen spezifischen Sinn.

Die spezifische Einbettung eines Unglücks oder einer Errungenschaft in eine Geschichte verleiht dem Ereignis seinen spezifischen Sinn.
Wir beobachten drei vorherrschende Formen der Narrativierung:
1. “Contest” (z.B. Sportereignisse),
2. “Conquest” (z.B. Mondlandung) und
3. “Coronations” (z.B. Hochzeiten oder Beerdigungen).

Wie schnell verbreitet sich eine Nachricht?

Was war das erste richtige Fernsehereignis, an das Du Dich erinnerst?

Mein erstes Fernsehereignis zusammen mit Freunden oder Familie war:
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Das Fernsehereignis Mondlandung

Non-Stop auf allen Kanälen

Die Mondlandung 1969 war ein globales Medienereignis. In der Bundesrepublik schafften sich viele Familien eigens zu diesem Anlass ein eigenes Gerät an. Aber auch in Betrieben, Gaststätten oder vor den Schaufenstern von Radio- und Fernsehgeschäften versammelten sich Menschen, um die Übertragung zu sehen. Sowohl ARD als auch ZDF waren die ganze Nacht vom 20. Auf den 21. Juli 1969 auf Sendung. In beiden Studios waren Experten zu Gast, die das Geschehen, von dem über lange Strecken nichts live zu sehen war, an Modellen und Simulationen erklärten.

Zeitversetzt berichtete auch das DDR-Fernsehen über das Ereignis. Beispiele in der Ausstellung beleuchten, wie die Berichterstattung über Apollo 11 vor kaum einem Land Halt machte – und das trotz der verhärteten Fronten des Kalten Krieges und der weltweit sehr unterschiedlich ausgeprägten Zugangsmöglichkeiten zu Massenmedien. Während in den USA die meisten Haushalte schon in den 1950er Jahren ein TV-Gerät anschafften, standen vielerorts noch Radio oder Zeitung an der Stelle des Fernsehens.

Fragen an das Expertenteam der Ausstellung

Kann man auch von einem space race im Fernsehen sprechen?

Tipp für die Ausstellung

In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1969 dauerte die TV-Übertragung die ganze Nacht, bei uns sehen Sie die Höhepunkte.

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